Lesetipp von - 10.09.2010
Peter Torberg
Roman, C. H. Beck Verlag, 19,95 €
Nach ihrem hochgelobten Erstling „Das Buch vom Salz“ über einen Vietnamesen, der in Paris als Gertrude Steins Koch lebt, nimmt Monique Truong uns in ihrem neuen Roman mit in die Südstaaten der USA. Es sind die 70er, 80er, 90er Jahre in North Carolina, es gibt jeden Mittag Auflauf und für die Mädchen gibt es ausschließlich gelbe und lindgrüne Kleidung zu kaufen. Eins dieser Mädchen ist Linda, sie lebt in einem graublauen Ranchhaus, geht mit ihrer besten Freundin zur Schule und versucht zu ignorieren, dass diese in Lindas Nachbarjungen verknallt ist. Soviel zu den normalen Dingen. Nicht normal ist, dass für Linda Wörter mit Geschmäckern verbunden sind und dass sie mit sechs Jahren in das Ranchhaus kam und sich an die Zeit davor, abgesehen von einem bitteren Geschmack, nicht mehr erinnern kann. Während ihre Adoptivmutter Linda eher unwillig aufzieht, ist ihr ihr Großonkel Baby Harper der treueste Freund – und eine Figur, für die allein es sich schon lohnt, dieses Buch zu lesen! Mit den Jahren wird Linda ganz großartig furchtbar erwachsen und findet schließlich ganz andere Dinge heraus, als sie erwartet hatte.
Ein echtes Lieblingsbuch!
Lesetipp von - 02.09.2010
Roman, Eichborn Verlag, 18,95 €
Ägypten. Eine junge Frau betritt den geliebten Gewürzladen um sich satt zu riechen. Sie war schon oft hier, sie kennt den Ladenbesitzer, auch die der anderen Geschäfte in der Gasse. Sie lebt hier seit einigen Monaten, arbeitet als Kellnerin. Davor war sie in anderen Städten. Seit zehn Jahren war sie nicht mehr zu Hause. An Nähe, an Menschen, die sie binden könnten ist sie nicht interessiert.
Doch dann taucht ein Zeichner auf, der zeichnet ihr ungefragt ihren verschollenen Bruder, ihre Mutter, und sie beginnt, allmählich, den Kopf aus den Wolken zu ziehen…
Eine wunderschön geschriebene Geschichte aus der Generation der jetzt dreißigjährigen, scheinbar vereinzelten Menschen. Mehr will ich nicht verraten - lesen Sie!
Lesetipp von Michael Keune - 02.09.2010
Bettina Bach (aus dem Niederländischen)
Roman, Hanser, 21,90 €
„Die Literatur ist der beste Platz, um abweichendes Verhalten unter die Lupe zu nehmen“, so sagt es Tommy Wieringa. Bei seinem neuen Buch stimmt es. Hauptperson Ludwig erzählt in zwei Nächten der Zufallsbekanntschaft Linny seine Geschichte. Ein Leben, ungeordnet und wild. Die Beziehung zu seiner Mutter, ein Pornostar, eng und bestimmend; zu seinem Vater, ein destruktiver Künstler, fremd. Er selbst, ein Barpianist begleitet seine Mutter nach Amerika, lebt dann alles in fernen Ländern aus und kehrt nach geraumer Zeit zu ihr zurück, um die schwerkranke Frau zu begleiten. Nach dem Tod begibt er sich auf die Suche nach dem Vater und erfährt dann die wahre Konstruktion der Familie. Spannende Story, einfach lesenswert!
Lesetipp von - 02.09.2010
Julika Brandestini
Roman, Wagenbach Verlag, 17,90 €
Michela Murgia schreibt ihren ersten Roman über eine mythische sardische Gestalt. Die Accabadora war eine Frau, die gerufen wurde, wenn es einem Menschen nicht gelang zu sterben… Die letzte Accabadora soll in den 50er Jahren gewirkt haben.
Als überflüssige vierte Tochter einer armen Frau wird Maria im Alter von sechs Jahren als filia anima, Tochter des Herzens, von der wohlhabenden Schneiderin Bonaria aufgenommen. Sie fasst schnell Vertrauen zu der älteren Dame, die sie liebt, fördert, zur Schule schickt, und die ihr das Schneidern beibringt. Nur ein einziges Mal bekommt sie es mit, wie Bonaria nachts von jemandem abgeholt wird und erst am Morgen zurückkommt.
Maria wächst zu einer selbstbewussten Frau heran und ist glücklich. Doch unweigerlich kommt es dazu, dass sie sich mit der „Nebentätigkeit“ ihrer Ziehmutter, mit ihrem Verhältnis zu ihr zum Tod auseinandersetzen muss.
Michela Murgia behandelt einfühlsam ein für uns alle brisantes Thema.
Monique Truona: Bitter im Mund
10.09.2010
Ruth Cerha: Kopf aus den Wolken
02.09.2010
Tommy Wieringa: Der verlorene Sohn
von Michael Keune,
02.09.2010
Michela Murgia: Accabadora
02.09.2010
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