Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Jami Attenberg: Nicht mein Ding

Lesetipp von Susanne Sießegger - 25.02.2020

Aus dem Englischen von Barbara Christ
Roman, Schöffling & Co., 22,00 €

Andrea Bern ist 39, lebt in New York, arbeitet in einer Agentur, ist eigentlich Künstlerin, hat ein ausschweifendes Ausgehverhalten und ein leicht verkorkstes Liebesleben. Sie ist kinderlos. Und Single. Für die beiden letztgenannten Attribute muss sie sich tatsächlich rechtfertigen. Immer noch, in der heutigen Zeit, in der Großstadt New York.
Andrea geht ihren Weg kompromisslos, wild und unkonverntionell. Als dann die Freundinnen und ihr Bruder Familien gründen, muss sie sich immer wieder erklären. Und das ärgert sie.
Wie in "Die Middlesteins" erweist sich die 49-jährige US-Autorin wiederum als Meisterin des Familienromans.
Als Andreas Mutter nämlich New York verläßt, um Andreas Bruder und dessen Frau und deren todkranker Tochter beizustehen, hebt Attenberg die Geschichte noch mal auf eine andere Ebene, die familiäre oder auch eine allgemeine: Es geht zunehmend auch um die Frage, was sie wirklich vom Leben will und wie nah sie ihrer Familie sein möchte. So wird "Nicht mein Ding" zum Entwicklungsroman. Wird Andrea ihre Ablehnung von Familie und Kindern aufgeben?
Toller Roman, interessante Figuren, lesen!

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Yves Grevet: VRONT - Was ist die Wahrheit?

Lesetipp von Andreas Mahr - 24.02.2020

Aus dem Französischen von Nadine Püschel
Jugendbuch ab 14 Jahre, mixtvision, 19,00 €

In einer nicht allzu fernen Zukunft hat die digitale Überwachung der Menschheit extrem zugenommen. Jeder hat einen implantierten Chip, welcher unter anderem die Körperfunktionen misst und kontrolliert. Eltern können Bewegungsparameter für ihre Kinder festlegen. Dies bewirkt, dass den betroffenen Kindern schlecht wird, sobald sie das zugelassene Gebiet verlassen.
Eine Gruppe von Jugendlichen bildet eine Widerstandsbewegung gegen das vorherrschende System, deren Anführer Scott, der große Bruder des 13-jährigen Stan ist. Nachdem Scott verhaftet wird, beginnt sein Bruder das System, welches er zuvor immer unterstützt hat, zu hinterfragen. Ein sehr intelligenter Zukunftsthriller der spannend und hintergründig zugleich ist!

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James Wood: Upstate

Lesetipp von Michael Keune - 03.02.2020

Aus dem Englischen von Tanja Handels
Roman, Rowohlt, 22,00 €

Kann man Glücklichsein lernen? Das ist das Thema dieses Romans. Es geht um Vanessa, die Tochter von Alan Querry, einem Bauentwickler, und um deren Schwester, Helen, die für ein bekanntes Londoner Musiklabel arbeitet. Nach der Trennung der Eltern und nach dem frühen Tod der Mutter verfällt Vanessa immer wieder in Depressionen.
Vanessa lehrt Philosophie in Saratoga Springs und hat in der Verbindung mit Josh einen Partner gefunden, der ihr Halt geben kann. Doch dann bittet Josh Vanessas Vater und die Schwester Helen um Hilfe: Vanessa ist verletzt! Wollte Vanessa ihr Leben beenden oder ist sie zufällig gestürzt? James Wood stellt die Charaktere einfühlsam dar, besonders die Figur des sorgenvollen Vaters, der sich bemüht, seine Tochter zu verstehen und ihr näher zu kommen.
Ein stiller, mit großer Zartheit geschriebener Roman.

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Josef H. Reichholf: Das Leben der Eichhörnchen

Lesetipp von Sigrid Lemke - 22.01.2020

Sachbuch. Mit Illustrationen von Johann Brandstetter, Hanser Verlag, 20,00 €

Haben Sie auch ein Eichhörnchen auf Ihrem Balkon oder Garten oder Hinterhof? Bewundern Sie beim Spazierengehen im Park die akrobatischen Sprünge der kleinen Nager? Dann ist das neue Buch von Josef Reichholf die ergänzende Lektüre. Er ist Biologe und Erzähler und führt er uns so unterhaltsam in die Welt der Eichhörnchen. Wie sie schlafen und fressen, warum sie keinen Winterschlaf halten. Warum sie sich die Nase putzen und dass sie tatsächlich die „Hand" geben können. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus und amüsiert sich ganz wunderbar!

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Janet Lewis: Der Mann, der seinem Gewissen folgte

Lesetipp von Eva Lorenzen - 21.01.2020

Aus dem amerikanischen Englisch von Susanne Höbel. Mit einem Nachwort von Rainer Moritz
Roman, dtv, 22,00 €

1664, ein kleines Dorf in Jütland, Dänemark.
Ein einarmiger Bettler erscheint im Pfarrhaus und behauptet, Niels, der Bruder des kürzlich verstorbenen wohlhabenden und allseits unbeliebten Morten Bruus zu sein.
Nun versuchen der Pastor, die alte Haushälterin und der hinzugezogene Friedensrichter die wahre Identität des Mannes zu klären, denn eigentlich gilt Niels Bruus als ermordet und für seinen Tod wurde vor Jahren bereits der gütige alte Pastor Sören Qvist verantwortlich gemacht, der letztendlich die Schuld für den Mord auf sich nahm und zum Tode verurteilt wurde.
So stellt der Bettler nun die alles entscheidende Frage. "Warum hat der Pastor erlaubt, dass sie ihn hinrichten? Er wusste doch, dass er mich nicht umgebracht hatte."
In einer Rückblende wird diese faszinierende Geschichte um Schuld, Moral, Intrige und Glauben erzählt. Und wir erfahren, welche schwerwiegenden Auswirkungen das Schuldeingeständnis des Pastors auf seine Familie hatte.
Die Amerikanerin Janet Lewis (1899-1998) hat diesen Roman schon 1947 verfasst. Als Grundlage dienten ihr historische Urkunden aus spektakulären Gerichtsfällen, die reine Indizienprozesse waren. Ebenfalls in deutscher Übersetzung erschien in dieser drei Bände umfassenden Serie 2018 das Buch "Die Frau, die liebte".
Besonders interessant fand ich den historischen Hintergrund der Geschichte, denn es werden die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges auf die ländliche Bevölkerung geschildert und Wallensteins Rolle darin.
Eine kleine lokale Randnotiz: Seit 1640 gehörte auch Altona unter König Christian IV zu Dänemark.

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Margaret Atwood: Die Zeuginnen

Lesetipp von - 10.01.2020

Aus dem Englischen von Monika Baark
Roman, Berlin Verlag, 25,00 €

34 Jahre nach dem Erscheinen der "Report der Magd" veröffentlicht Booker-Preisträgerin Margaret Atwood eine Fortsetzung zu ihrem modernen Klassiker. Hier erfahren wir mehr zu den Hintergründen des Landes Gilead, seiner Bürger, seiner Herrscher und seiner Feinde.

Tante Lydia ist die wichtigste und mächtigste Frau Gileads. Schreiben darf sie nicht. Dennoch erzählt sie ihre Geschichte: Wie sie als ehemalige Richterin nun Frauen dazu erzieht, keinen eigenen Willen zu haben. Wie sie das System der Umerziehung und Unterdrückung aufgebaut hat, und wie sie es zu Fall bringen könnte.

Dann ist da noch die Geschichte eines jungen Mädchens aus gutem Hause, Agnes Jemima, die in Gilead erzogen wird, eine gute Ehefrau zu sein. Über ihr liegt der Schatten ihrer Mutter, einer entflohenen Magd, einer Art Leihmutter.

Der dritte Strang der Geschichte führt uns nach Kanada, zu Daisy, die einst aus Gilead entführt wurde. Sie geht in den Untergrund, um gegen das totalitäre Gilead zu kämpfen. Sie soll Gilead infiltrieren und mit einem Dokument die Revolution auslösen.

Super spannend, sprachlich wunderschön und zum Denken anregend. Für jede halbwegs an Frauenrechten interessierte Person ist Margaret Atwood ein Muss.
(Randnotiz: Als jemand, der den ersten Teil gelesen hat, kann ich leider nicht beantworten, ob man Teil 2 auch versteht, ohne Teil 1 gelesen zu haben.)

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09.01.2020

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Erik Fosnes Hansen: Ein Hummerleben
von Sigrid Lemke, 27.11.2019

Adrian McKinty: The Chain - Durchbrichst du die Kette, stirbt dein Kind
von Andreas Mahr, 22.11.2019

Gregor Sander: Alles richtig gemacht
von Eva Lorenzen, 28.10.2019

Ulrich Alexander Boschwitz: Menschen neben dem Leben
von Michael Keune, 21.10.2019

Daniel Mason: Der Wintersoldat
15.10.2019

Eduardo Halfon: Duell
30.09.2019

Isabel Bogdan: Laufen
von Susanne Sießegger, 26.09.2019

Stig Sæterbakken: Durch die Nacht
von Michael Keune, 11.09.2019

Claus-Peter Lieckfeld: Die Flucht des großen Jägers
von Sönke Christiansen, 30.08.2019

Esi Edugyan : Washington Black
von Andreas Mahr, 26.08.2019

Norbert Scheuer: Winterbienen
von Sigrid Lemke, 31.07.2019

Katerina Poladjan: Hier sind Löwen
von Ingrid Fiedler, 26.07.2019

Dinah Jefferies: Die Saphirtochter
15.07.2019

L.P. Hartley: Ein Sommer in Brandham Hall
von Susanne Sießegger, 26.06.2019

Heinz Bude: Solidarität
von Sönke Christiansen, 25.06.2019

Don Winslow: Jahre des Jägers
von Andreas Mahr, 29.05.2019

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