Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Claudia Schreiber: Solo für Clara

Lesetipp von Susanne Sießegger - 27.04.2016

Jugendroman, Hanser, 16,90 €

Einen wunderbaren und interessanten Roman für Mädchen und Jungen ab 12 hat Claudia Schreiber mit „Solo für Clara“ veröffentlicht. Clara ist fünf, als sie am Klavier des Vaters die Liebe zu dem Instrument und zur klassischen Musik entdeckt. Sie muss nicht zum Üben gezwungen werden, eher versuchen ihre Eltern, sie zurückzuhalten und auch mal zum Spielen mit anderen Kindern zu animieren. Aber Clara spielt nun mal am liebsten Klavier und besitzt dieses außerordentliche Talent und Gehör, sodass sie ihrer ersten Klavierlehrerin entwächst. Mit 12 erhält sie professionellen Unterricht an der Musikhochschule und besucht Meisterkurse, die ihr Einblick in eine intrigante und von Ehrgeiz besessene Musikszene gewährt. Und auch trotz der Schwierigkeiten mit Mitschülern und Lehrern, die sie nicht verstehen, geht Clara unbeirrt ihren Weg, um Konzertpianistin zu werden. Eine hübsche Besonderheit sind die QR-Codes, die passend zur Geschichte abgedruckt sind und den Leser zu YouTube-Links führen- so kann man dann direkt die Stücke anhören, die Clara erarbeitet. Ein Buch nicht nur für Klavierinteressierte, sondern auch eine Geschichte, die Jugendlichen Mut machen kann, ihren Weg zu gehen und ihrer Leidenschaft zu folgen.

Isabel Bogdan: Der Pfau

Lesetipp von Nicole Christiansen - 23.03.2016

Roman, Kiepenheuer & Witsch, 18,99 €

"Keep calm and carry on" heißt es in England. Isabel Bogdans Roman "Der Pfau" bewirkt beim Leser auf höchst amüsante Weise die gewünschte Stärkung des Wohlbefindens. Die Kulisse: Ein Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert am Fuße der schottischen Highlands, dazu einige Cottages, die jetzt an Feriengäste vermietet werden. Die Protagonisten: Die Besitzer des Anwesens Lord und Lady McIntosh, eine Haushälterin mit gebrochenen Arm und jede Menge Tiere. Schon nach wenigen Seiten hat sich der Leser in der Story wohlig eingerichtet und das Lesevergnügen kann beginnen. Eine Gruppe Londoner Investmentbanker samt Köchin und Psychologin wollen die WLAN-freie Umgebung für Teambildungmaßnahmen nutzen. Zeitgleich mit ihrer Ankunft reagiert ein Pfau auf dem Anwesen höchst aggressiv auf alles, was blau ist. Ich hatte beim Lesen viel Spaß und genoß die überraschenden Entwicklungen der Geschichte. Die Autorin hat sich als Übersetzerin englischer Autoren bereits einen Orden verdient. Die Romane von Jane Gardam, deren zweites Buch "Eine treue Frau" gerade bei Hanser erschienen ist, sind von Isabel Bogdan vorzüglich übersetzt worden. Weitere Buchtipps zu Isabel Bogdan: Jane Gardam: Ein untadeliger Mann, Hanser Verlag, € 22,90 Jane Gardam: Eine treue Frau, Hanser Verlag, € 21,90

Andreas Pflüger: Endgültig

Lesetipp von Andreas Mahr - 22.03.2016

Krimi, Suhrkamp, € 19,95 €

Jenny Aaron ist verdeckte Ermittlerin beim BKA und sie ist gut in ihrem Job. Bis eine Aktion aus dem Ruder läuft, ihr Partner schwer verletzt wird und sie ihr Augenlicht verliert. Fünf Jahre später steht sie immer noch in Diensten des BKA als Fallanalystin und Verhörspezialistin. Von ihren Berliner Kollegen wird sie gebeten einen Fall zu beurteilen, bei dem ein Häftling eine Gefängnispsychologin ermordet hat. Der Mörder wurde von Aaron selbst in einem ihrer ersten Fälle hinter Gitter gebracht und so ergibt sich für sie die Chance mit ihrer Vergangenheit aufzuräumen. Doch dies ist nur der Anfang eines unglaublich spannenden Schachspiels, in dem sich herausstellen muss, ob Jenny Aaron Bauer oder Königin ist. Andreas Pflüger ist ein unglaublich intensiver, rasanter und ausgesprochen intelligenter Krimi gelungen. Insbesondere die Beschreibungen, wie die Protagonistin lernt, mit ihrer Blindheit umzugehen, sind beeindruckend.

Tom Cooper: Das zerstörte Leben des Wes Trench

Lesetipp von Sönke Christiansen - 21.03.2016

Peter Torberg
Roman, Ullstein, 22,00 €

Dieser Roman spielt in der von zwei Katastrophen heimgesuchten Küstenregion der USA. Zuerst überflutete der Wirbelsturm „Katrina“ weite Teile von Louisiana, dann folgte wenige Jahre später der Untergang der Ölplattform „Deepwater Horizon“, der die Küstenregion verschmutzte. Erzählt wird das Leben von sieben Personen, die verzweifelt versuchen, vor dem Hintergrund dieser Ereignisse zu überleben. Die meisten Bewohner der Region sind Shrimps-Fischer und haben mit immer weiter zurückgehenden Fangerträgen zu kämpfen. So auch der im Mittelpunkt der Geschichte stehende 17-jährige Wes Trench und sein Vater. Daneben lernen wir die gesetzlosen Brüder Toup kennen, die auf einer entlegenen Insel in der Bay mit heimlichem Marihuana-Anbau ihr Glück versuchen. Oder Lindquist, der erst beim Fischen einen Arm und dann seine Frau verlor und mit einem Metalldetektor den Sumpf akribisch nach einem vergrabenen Piratenschatz absucht. Jenen Sumpf, den die Underdogs Cosgrove und Hamson gleichzeitig nach dem Marihuana der Toup-Brüder durchkämmen. Dieses soll ihnen jenen Reichtum bringen, den sonst nur der verbitterte Grimes verspricht, den die Ölgesellschaft in seine alte Heimat geschickt hat, um den dortigen Bewohnern ihre Schadensersatzansprüche gegen die Ölfirma für ein Taschengeld abzuschwatzen. "Das zerstörte Leben des Wes Trench" ist eine spannend erzählte Geschichte in der Tradition von Tom Sawyer und Huckleberry Finn mit einem typischen amerikanischen Ende - unbedingt zu empfehlen!

Karen Duve: Macht

Lesetipp von - 25.02.2016

Roman, Galiani, 21,99 €

Der neue Roman von Karen Duve liest sich wie die Konsequenz aus ihren letzten beiden Sachbüchern „Anständig essen“ und „Warum die Sache schiefgeht: Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopathen uns um die Zukunft bringen“.
Hamburg-Wellingsbüttel im Jahr 2031: Der Klimawandel ist in vollem Gange und die offizielle Einschätzung, dass die Zivilisation in den nächsten fünf bis zehn Jahren zusammenbrechen wird, sorgt für eine Endzeitstimmung unter den Menschen. An die Umwelt und die Zukunft zu denken, scheint überhaupt keinen Sinn mehr zu machen. Statt dessen verbraucht jeder soviel CO2-Punkte wie möglich und fühlt sich privilegiert, wenn er eine der letzten Schollen auf dem Teller hat. Für das größte Fest sorgt das Medikament Ephebo, das so gut wie jeder nimmt und Menschen jeden Alters den Körper ihrer Jugend zurückgibt. Man wird zwar sicher davon Krebs bekommen und eine Krankenversorgung gibt es dann nicht, aber bis dahin ist ja eh alles vorbei. Angesichts des drohenden Weltuntergangs schießen Sekten wie Pilze aus dem Boden, die nach dem Befolgen irgendwelcher absurden Verhaltensweisen Eingang ins Himmelreich versprechen. Horden von demonstierenden Männern müssen Motorradgangs gründen, weil sie sich vom „Staatsfeminismus“ bedroht fühlen. (Die Feministische Partei regiert gemeinsam mit der SPD unter der männlichen Bundeskanzlerin Olaf Scholz, die Frauenquote liegt bei unter 50%.)
Auch unser Protagonist Sebastian (sieht aus wie 30, ist aber 70) hat seine Männlichkeit wieder entdeckt und in der Folge seine Frau, eine Ministerin, nachdem sie ihn verlassen hat, im Keller seines Elternhauses eingesperrt, wo sie ihm zu Diensten sein muss. So ganz im Griff hat er die Sache allerdings nicht und als er eine Beziehung mit seiner Jugendliebe beginnt, wird die Ehefrau im Keller zunehmend lästig...
Dieses Buch ist der Hammer und setzt einen, wie man in meiner Heimat sagt, „ordentlich auf den Pott“. Nachdem man den Schock aber mit der großen Portion schwarzen Humors, die Karen Duve zum Glück mitliefert, weggelacht hat, lässt es einen – hoffentlich – darüber reflektieren, was man vielleicht tun kann, um dieses Worst-Case-Szenario nicht eintreten zu lassen. Nämlich anständig essen und die Macht nicht irgendwelchen Psychopathen überlassen. Ich rate dringend zu!

David Grossmann: Kommt ein Pferd in die Bar

Lesetipp von Michael Keune - 23.02.2016

Roman, Hanser, 19,90 €

In einer Kritik zu diesem Roman heißt es: "Dieses Buch ist ein verrückter Sprengkörper, es weckt heftige Emotionen, mutig und mitreißend." (Ha'aretz)
Besser kann man den neuen Roman von Grossman nicht beschreiben. Dovele, ein gealteter und kranker Stand-up-Comedian tritt an einem (vielleicht den letzten) Abend in einem kleinen Theater in Netanja auf. Mit unglaublicher Bissigkeit bringt er sein Publikum zum Lachen und Weinen zugleich. Doch nicht die ausgesuchten herben Witze beeindrucken die Leute, sondern seine tragische Geschichte aus der Jugend. Jene Erlebnisse um Liebe, Freundschaft und Verrat versucht er zu verarbeiten, mit ihnen abzurechnen. Das Verteidigen seiner geliebten Mutter, die Härte des Vaters, dem Publikum zeigen, was das Leben mit ihm gemacht hat, wie der Weg zu einer Beerdigung einiges auslöst und vieles mehr.
Ein Jugendfreund wurde von ihm eingeladen, um am Ende des Abends seinen Eindruck zu schildern, frei nach Doveles Motto: Nur ein Schuss, direkt ins Herz! Selbst das Einschreiten seiner früheren Nachbarin, die sein Wesen ganz anders darstellt, kann das Zerstörerische in Dovele nicht mildern. Ganz im Gegenteil, der Comedian gibt für eine gute und oft heftige Pointe am Ende alles!

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Anne Gesthuysen: Sei mir ein Vater
von Ingrid Fiedler, 22.02.2016

Chelsey Philpot: Ein anderes Paradies
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Sven Stricker: Sörensen hat Angst
von Sigrid Lemke, 27.01.2016

Navid Kermani: Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa
27.01.2016

Junius: Mit ganz viel Hamburg durch das Jahr
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Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
von Nicole Christiansen, 28.12.2015

John Niven: Old School
von Andreas Mahr, 27.12.2015

Mira Jacob: Die Aufforderung des Schlafwandlers zum Tanz
30.11.2015

Gloria Goldreich: Die Tochter des Malers
von Ingrid Fiedler, 29.11.2015

Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
von Michael Keune, 28.11.2015

Meg Wolitzer: Was uns bleibt ist jetzt
von Susanne Sießegger, 30.10.2015

Neil MacGregor: Deutschland. Erinnerungen einer Nation
29.10.2015

Lena Gorelik: Null bis unendlich
von Sigrid Lemke, 20.10.2015

Anna Grue: Die Wurzel des Bösen
von Sigrid Lemke, 25.09.2015

Marceline Loridan-Ivens: Und du bist nicht zurückgekommen
von Nicole Christiansen, 24.09.2015

Shumona Sinha: Erschlagt die Armen!
21.09.2015

Mirna Funk: Winternähe
von Nicole Christiansen, 27.08.2015

Ursula Poznanski: Layers
von Susanne Sießegger, 26.08.2015

Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe
25.08.2015

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