Die letzten Empfehlungen aus dem Team

Henrik Takeda: Inspektor Takeda und die Toten von Altona

Lesetipp von Sigrid Lemke - 29.06.2016

Kriminalroman, Aufbau, 9,99 €

Als das Ehepaar Haubach tot in der Wohnung über ihrer Buchhandlung aufgefunden wird, ist für die Polizei vor Ort erst einmal alles klar: Die beiden haben Selbstmord begangen, weil ihnen Wohnung und Laden gekündigt  wurden und sie damit ihre Lebensgrundlage verlieren werden.

Die Mordkommission hat Verstärkung aus Japan in Gestalt von Inspektor Kenjro Takeda bekommen: Im Rahmen eines Austauschpogramms soll er die Arbeitsweise der Hamburger Polizei kennenlernen und wird begleitet von der Hauptkommissarin Harms. Die fühlt sich als Kindermädchen eingeteilt und geht ihrer Aufgabe sehr lustlos nach. Das sind auf den ersten Blick keine optimalen Bedingungen, doch Takeda und Harms sind beide sehr ehrgeizig und  eigensinnig. Und so kommt die Mordermittlung schnell in Fahrt.

Die Mischung von Immobilienspekulation, Veränderung der Großen Bergstraße, jüngere deutsche Geschichte und nicht zuletzt japanisch-deutsche Missverständnisse ergibt einen spannenden, manchmal amüsanten Kriminalroman mit viel Lokalkolorit.

Jean-Philippe Blondel: This is not a love song

Lesetipp von Ingrid Fiedler - 29.06.2016

Anne Braun
Roman, Deuticke, 17,90 €

Blondel, Jahrgang 1964, gilt als einer der beliebtesten Autoren Frankreichs. Nach seinem Erfolgsroman 6Uhr41 ist im Frühjahr sein neuer Roman erschienen.

Ein junger Franzose lernt eine englische Studentin kennen, heiratet sie und geht mit ihr nach England. Dort gründet er eine sehr erfolgreiche Restaurantkette. Seine Frau möchte mit den Kindern ein paar Tage bei ihren Eltern verbringen. Vincent fährt nach Frankreich zu seinen Eltern in die Provinz. Er hat sie lange nicht gesehen. Dort, in seinem Bett im alten Kinderzimmer, wird aus dem erfolgreichen Geschäftsmann wieder der unsichere, schüchterne Junge von früher. Seine Familie und seine alten Freunde kann er mit seinem Erfolg nicht beeindrucken. Es beginnt für ihn eine Reise in die Vergangenheit, der er sich stellen muss. Es kommen Dinge zu Tage, die ihm damals nicht bewusst waren. Was wäre gewesen, wenn er in Frankreich geblieben wäre? Am Montag als Eroberer angekommen und am Freitag blieben viele Fragen.

Wieder ein Roman, der kein Liebeslied ist, den Leser jedoch anspricht. - Wer seinen Roman 6Uhr41 noch nicht gelesen hat, unbedingt nachholen!

André Heller: Das Buch vom Süden

Lesetipp von Michael Keune - 28.05.2016

Roman, Zsolnay, 24,90 €

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte des Julian Passauer. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wächst er, umsorgt von den liebenden Eltern, im Dachgeschoss von Schloss Schönbrunn auf. Der Herr Papa ist dort Zweiter Direktor des Naturhistorischen Museums, dessen Freunde, wie der „Hauswüstling“ Hugo Carter und auch Graf Eltz, ein begnadeter Geschichtenerzähler, sorgen sich intensiv um das Wohl des Jünglings. Julian erbt später die Sehnsucht des Vaters nach dem Süden. Auf einer langen Schiffsreise, ein Geschenk des Papas für die bestandene Matura, umrundet er Afrika. Ein begonnenes Studium wird abgebrochen und schließlich wird er in Portugal, angelernt durch einen Könner des Fachs, ein professioneller Pokerspieler. Nach großen Erfolgen in diesem Metier und vielen Turbulenzen kommt er dann in der Villa Piazzoli am Gardasee zur Ruhe. Ein neues Kapitel seines Lebens beginnt, nämlich das große Interesse für Frauen. Aber auch die Sehnsucht nach dem Süden flammt immer wieder auf. André Heller zeigt mit diesem Roman ein faszinierendes Zeitporträt voller wunderbarer Geschichten und umwerfender Figuren. Ein Roman, der den Leser äußerst amüsant unterhält.

Gernot Gricksch: Ghetto Bitch

Lesetipp von - 28.05.2016

Jugendroman ab 14 Jahren, Dressler, 14,99 €

Neles Leben ist perfekt. Sie wohnt im noblen Poppenbüttel und geht auf eine tolle Schule. Geld spielt bei Partys und Shoppingtouren keine Rolle, ihre Eltern sind reich und ihre Freundinnen und Freunde sind es auch. Doch dann geschieht das unmögliche, Neles Vater stirbt bei einem Autounfall und hinterlässt Nele, ihrer Mutter und ihrem Bruder einen Haufen Schulden und auch die Lebensversicherung kommt nicht zum Tragen, da ein Selbstmord vermutet wird. Da es vor allem Mutter und Tochter zu peinlich ist die Situation den Freunden zu erklären, wird eine wilde Geschichte über einen Umzug nach NewYork erfunden, um aber tatsächlich nach Steilshoop zu ziehen. Für Nele der absolute Albtraum, auf der neuen Schule ist sie eine Außenseiterin und umgeben von „Assis“ und „Proleten“ mit RTL II Niveau. Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten beginnt die Familie sich einzuleben und tatsächlich neue Freundschaften zu knüpfen. Alles scheint gut zu werden, bis die eigene Vergangenheit sie einholt... Ein toller unterhaltsamer Jugendroman über den sozialen Abstieg einer Familie und die Folgen von Vorurteilen innerhalb einer Stadt.

David Graeber: Bürokratie

Lesetipp von - 28.05.2016

Hans Freundl/Henning Dedekind
Sachbuch, Klett-Cotta, 22,95 €

David Graeber, Ethnologe, Anarchist und u.a. Autor des Buches „Schulden. Die ersten 5000 Jahre“ hat sich mit der Bürokratie beschäftigt und darüber sein neuestes Buch geschrieben. Bürokratie – das klingt kompliziert und langweilig und nach etwas, womit man möglichst wenig zu tun haben möchte. Kompliziert und sperrig ist das Thema tatsächlich. Umso größer das Glück, dass wir es von – den Eindruck habe ich beim Lesen gewonnen – einem der intelligentesten Zeitgenossen auseinandergesetzt bekommen. Denn dadurch ist dieses Buch alles, nur nicht langweilig! David Graeber zeigt auf, wie unglaublich viel wir mit Bürokratie zu tun haben, obwohl wir Meister darin sind, diesen Zustand zu verdrängen. Wir erfahren, dass Bürokratie alle Bereiche unseres Lebens bestimmt, und vor allem, was das bedeutet, besonders seit die Bürokratien von Staaten und Unternehmen nahtlos ineinandergreifen. Dieses Buch ist ein Feuerwerk von spannenden Details und erhellenden Gedanken, auf die der Leser – behaupte ich – von selbst nie gekommen wäre. Ich würde hier am liebsten jeden zweiten Satz zitieren, aber lesen Sie es am besten selbst! Nur so viel: „Wer einmal Flüchtling war oder auch nur bei der Anmeldung seiner Tochter an einer Musikschule einen mehrseitigen Aufnahmeantrag ausfüllen musste, den befremdet die Ansicht, Bürokratie sei rational oder effizient. Aber so sieht es aus der Vogelperspektive aus. Von innen – aus der Froschperspektive – betrachtet, erscheinen die Algorithmen und die mathematischen Formeln, mit denen die Welt bewertet und beurteilt wird, nicht nur als Messgrößen für Werte, sondern sogar als die Ursachen von Werten.“

Boris Meyn: Elbtöter

Lesetipp von Sigrid Lemke - 28.04.2016

Kriminalroman, Rowohlt , 9,99 €

Endlich ist ein neuer historischer Hamburg-Krimi von Boris Meyn erschienen. Wir begleiten den Ermittler Sören Bischop durch die revolutionäre Nachkriegszeit im Winter 1918. Auf dem Hamburger Rathaus weht die rote Fahne, der Senat ist abgesetzt, die kleinen Leute hungern und das Bürgertum hat Angst. In dieser aufregenden Zeit erhält Bischop den Auftrag, das Verschwinden eines jungen, schwer verletzten Offiziers aus einem Kriegsversehrtenheim aufzuklären. Kurz darauf wird der Vater des Vermissten, ein reicher Kaufmann, ermordet. Die Hamburger Polizei ist eigentlich damit beschäftigt, sich wieder neu zu ordnen, aber dieser Mord bleibt nicht der einzige... Eine Gruppe, die sich die „Elbtöter“ nennt, rächt sich an Kriegsgewinnlern und hat für jedes Vergehen die passende Tötungsmethode parat.
Als Kunst-und Bauhistoriker hat sich Boris Meyn intensiv mit der Geschichte der Stadt beschäftigt und lässt in seinen Kriminalromanen die Geschichte sehr lebendig werden. Aus einem Mix von historisch verbürgten Personen, zeitgeschichtlichen Fakten und fiktiven Geschehnissen ist ein ausgesprochen spannender Krimi entstanden!

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Juli Zeh: Unterleuten
28.04.2016

Claudia Schreiber: Solo für Clara
27.04.2016

Isabel Bogdan: Der Pfau
von Nicole Christiansen, 23.03.2016

Andreas Pflüger: Endgültig
22.03.2016

Tom Cooper: Das zerstörte Leben des Wes Trench
von Sönke Christiansen, 21.03.2016

Karen Duve: Macht
25.02.2016

David Grossmann: Kommt ein Pferd in die Bar
von Michael Keune, 23.02.2016

Anne Gesthuysen: Sei mir ein Vater
von Ingrid Fiedler, 22.02.2016

Chelsey Philpot: Ein anderes Paradies
28.01.2016

Sven Stricker: Sörensen hat Angst
von Sigrid Lemke, 27.01.2016

Navid Kermani: Einbruch der Wirklichkeit. Auf dem Flüchtlingstreck durch Europa
27.01.2016

Junius: Mit ganz viel Hamburg durch das Jahr
von Nicole Christiansen, 29.12.2015

Jenny Erpenbeck: Gehen, ging, gegangen
von Nicole Christiansen, 28.12.2015

John Niven: Old School
27.12.2015

Mira Jacob: Die Aufforderung des Schlafwandlers zum Tanz
30.11.2015

Gloria Goldreich: Die Tochter des Malers
von Ingrid Fiedler, 29.11.2015

Joachim Meyerhoff: Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke
von Michael Keune, 28.11.2015

Meg Wolitzer: Was uns bleibt ist jetzt
30.10.2015

Neil MacGregor: Deutschland. Erinnerungen einer Nation
29.10.2015

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