Lesetipp von - 04.08.2015
Roman, Schöffling, 21,95 €
Am Anfang der siebziger Jahre bringt Salvador Allende frischen Wind in die Politik Chiles. Er ist fest entschlossen das Land aus seiner wirtschaftlichen Abhängigkeit zu befreien, um den lang ersehnten Aufschwung in der verarmten Bevölkerung herbeizuführen. Dafür soll ein einzigartiges Projekt sorgen: Die Produktion aller Fabriken im Land soll vernetzt und über ein zentrales Computersystem gesteuert werden. Ein internationales Team von Entwicklern stürzt sich in die Arbeit, unter ihnen auch der junge Deutsche Hans Everding, der die Chance ergreift, ein Teil dieser revolutionären Entwicklung zu sein. Doch der plötzliche Militärputsch zerschlägt die Pläne und Hoffnungen vieler. Alle, die an dem Netzwerk mitgearbeitet haben, geraten in einen Strom von Ereignissen, deren Ausmaße bis zuletzt nicht absehbar sind.
Sascha Rehs neuer Roman trifft den Nerv der Zeit eines Landes im Umbruch. „Gegen die Zeit" ist mittendrin im Geschehen eines historischen Experiments. Eine radikale Geschichte, die nicht nur sehr gut recherchiert ist und sprachlich glänzt, sondern auch die Stimmung einer von Grund auf erschütterten Gesellschaft auffängt.
Lesetipp von Andreas Mahr - 07.07.2015
Andreas Jandl
Jugendroman, Hanser, 15,90 €
Travis ist 16 und hat Krebs. Heilungschancen gibt es für ihn keine und deshalb willigt er ein, als ein Arzt mit einer experimentellen „Heilungsmethode“ zu ihm kommt. Der Körper, vom Krebs zerfressen, ist nicht mehr zu retten, wohl aber sein Kopf und damit sein Bewusstsein und seine Persönlichkeit. Der Kopf wird abgetrennt und eingefroren und dann auf einen passenden Spenderkörper transplantiert. Die Transplantation ist noch nicht möglich, man kann Travis auch nicht sagen, wann es soweit sein wird, in 10, 50 oder 100 Jahren. Da er keine Alternativen außer den sicheren Tod hat, willigt er ein. Nachdem er sich von seinen Eltern, seinem besten Kumpel Kyle und seiner großen Liebe Cate verabschiedet hat, wird er operiert. Fünf Jahre später erwacht er bereits wieder, zwar mit einem neuen Körper (muskolöser, größer in jeglicher Hinsicht), jedoch mit seinem alten Selbst. Das Problem ist, dass für Travis praktisch keine Zeit vergangen ist, wohl aber für seine Verwandten und Freunde. Cate studiert mittlerweile und ist verlobt, Kyle ist offensichtlich schwul, aber hat zuviel Angst sich zu outen und seine Eltern verschweigen ihm offensichtlich auch etwas. Travis versucht mit aller Macht sein altes, ihm bekanntes Leben wieder herzustellen, mit einer Dickköpfigkeit wie sie nur Teenagern zu eigen ist. Ein wunderschönes Buch über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und dem, was wirklich wichtig ist im Leben.
Lesetipp von Michael Keune - 07.07.2015
Roman, Rowohlt, 19,95 €
Vaduz, 1983: Nach einem Gastspiel-Auftritt trifft ein junger deutscher Schauspieler auf einen besonderen Mann. Wie sich bald herausstellt, ist es der weltberühmte Oskar Werner, ein begnadeter Bühnendarsteller und oscarnominierter Filmstar. Und in dieser Nacht erzählt er seinem Gegenüber sein erstaunliches Leben. Arm aufgewachsen, spielt er früh an der Wiener „Burg“, arbeitet gegen die Nazis und entkommt knapp durch Desertieren dem Tod. Partner beim Film sind u.a. Richard Burton oder Francois Truffaut. Doch irgendwann meldet sich der Alkohol und die Zuversicht auf das Künstlerleben schwindet. Ein Ausrufezeichen für den noch jungen Schauspieler. Michael Degen hat Oskar Werner selbst kennengelernt und erzählt dessen Leben mit Höhen und Tiefen in beeindruckender Weise. So ein schicksalhaftes Leben ist in der Schauspielwelt kein Einzelfall !!
Lesetipp von Nicole Christiansen - 24.06.2015
Roman, Suhrkamp, 19,95 €
Keine leichte Sommerlektüre, aber sehr lesenswert ist der neue Roman von Ralf Rothmann. Im Februar 1945 freut sich die Dorfjugend in einem Gasthaus in Norddeutschland über Freibier. Die Stimmung ist ausgelassen. Man hofft, daß die Amerikaner eher da sind, als die Russen. Da ergreift ein Offizier der Waffen-SS das Wort und fordert alle anwesenden jungen Männer dazu auf, sofort der SS beizutreten. Noch in dieser Nacht werden die siebzehnjährigen Melker Walter Urban und Fiete Caroli zwangsrekrutiert und an die ungarische Front gehetzt. Ralf Rothmann beschreibt ohne Pathos, aber in starken und eindringlichen Bildern das Unfassbare. Walter wird als Fahrer in der Waffen-SS eingesetzt, während Fiete an die Front muß. Er desertiert, wird gefasst und steht seinem Freund Walter gegenüber, der ein Gewehr im Anschlag hält. Dies ist ein Antikriegsroman, der zugleich ein Beispiel dafür ist, wie stark wir Deutschen seit Generationen verstrickt sind in die furchtbaren, unausgesprochenen Geschehnisse des Zweiten Weltkriegs.
Lesetipp von Andreas Mahr - 22.06.2015
Chris Hirte
Kriminalroman, Droemer Knaur, 16,99 €
Fortsetzungen sind ja bekanntlich so eine Sache. Manchmal wünscht man sich dringend eine und wenn man sie dann liest, ist man tief enttäuscht, weil sie die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Dann gibt es Fälle wie „Das Kartell“. Nachdem ich „Tage der Toten“ von Don Winslow gelesen hatte, war ich hin und weg, da ich bis dahin noch nie einen so intensiven, wie gut recherchierten Politthriller gelesen hatte. Womit ich nicht gerechnet hatte, dass es eine Fortsetzung geben würde. Diese ist nun erschienen und meine anfängliche Skepsis wich nach wenigen Seiten der Begeisterung. Art Keller, der ins Alter gekommene DEA-Agent wird wieder an die Front des Drogenkrieges berufen. Sein alter Widersacher Adan Barerra ist aus einem mexikanischen Gefängnis entkommen und versucht seine alten Machtbereiche wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Der Wunsch nach Rache treibt Keller in immer größere Konflikte, sowohl mit dem Gesetz als auch seinem Gewissen und er muss erkennen, das Barerra bei weitem nicht der einzige Gegner oder gar der schlimmste ist.
Lesetipp von - 22.06.2015
Roman, Kiepenheuer & Witsch, 19,99 €
Vea Kaiser hat bereits mit ihrem Debüt "Blasmusikpop" für Furore gesorgt. In ihrem zweiten Roman entwirft sie die verzwickte und rasante Geschichte einer griechischen Familie von den 50er Jahren bis in die Gegenwart. Eleni fällt schon als Kind als lockiger Wirbelwind auf und lässt sich weder von ihrer Familie noch von irgendwelchen gesellschaftlichen Zwängen etwas vorschreiben. Während ihr Cousin und bester Freund Lefti schon früh die Versorgerrolle übernehmen muss und sich nur Frieden wünscht, rebelliert Eleni voller Tatendrang gegen die politischen Missstände im Land. Die gemeinsame Zwangsheirat macht alles nicht besser, sodass beide für sich selbst ihren Weg finden müssen, auch wenn die Umwege sie mal nach Deutschland, mal in die USA oder in die österreichische Provinz führen. Die griechische Insel Makarionissi scheint das letzte Ziel ihrer Glückssuche zu sein. Wäre da nicht noch die große Familie mitsamt ihren Anhängseln, mit der beide trotz allem immer verbunden sein werden. Vea Kaiser nimmt auch in ihrem neuen Roman kein Blatt vor den Mund. Ganz nebenbei erzählt sie ein modernes Märchen mit dem Hang zum Politischen und Absurden und setzt uns Leser in eine Gefühlsachterbahn, in der man immer wieder lachen, weinen und grübeln möchte. Ein großartiges Buch, das sich besonders gut im Liegestuhl in der Sonne lesen lässt!
Sascha Reh: Gegen die Zeit
04.08.2015
John Corey Whaley: Das zweite Leben des Travis Coates
von Andreas Mahr,
07.07.2015
Michael Degen: Der traurige Prinz
von Michael Keune,
07.07.2015
Ralf Rothmann: Im Frühling sterben
von Nicole Christiansen,
24.06.2015
Don Winslow: Das Kartell
von Andreas Mahr,
22.06.2015
Vea Kaiser: Makarionissi oder Die Insel der Seligen
22.06.2015
Anne Tyler: Der leuchtend blaue Faden
von Susanne Sießegger,
30.05.2015
Heinz Rein: Finale Berlin
von Michael Keune,
23.05.2015
Antoine Laurain: Liebe mit zwei Unbekannten
von Ingrid Fiedler,
23.05.2015
Horst Eckert: Schattenboxer
von Sigrid Lemke,
02.05.2015
Ayelet Gundar-Goshen: Löwen wecken
27.04.2015
Sue Monk Kidd: Die Erfindung der Flügel
von Ingrid Fiedler,
04.04.2015
Christoph Scheuring: Echt
von Nicole Christiansen,
26.03.2015
Donal Ryan: Die Sache mit dem Dezember
von Sönke Christiansen,
25.03.2015
Rainbow Rowell: Eleanor & Park
von Andreas Mahr,
24.03.2015
Lafcadio Hearn: Chita
von Michael Keune,
21.02.2015
Edgar Rai: Die Gottespartitur
von Ingrid Fiedler,
21.02.2015
Teju Cole: Jeder Tag gehört dem Dieb
20.02.2015
Shaun Usher: Letters of Note. Briefe, die die Welt bedeuten
von Nicole Christiansen,
02.02.2015
Ian McEwan: Kindeswohl
von Susanne Sießegger,
29.01.2015
Michael Pollan: Meine zweite Natur. Vom Glück, ein Gärtner zu sein
von Sigrid Lemke,
26.01.2015
Stephan Thome: Gegenspiel
07.01.2015
Junius: Kulturführer Hamburg 2015
von Nicole Christiansen,
07.01.2015
Judith Lennox: Ein letzter Tanz
von Ingrid Fiedler,
30.12.2014
Jean-Philippe Blondel: 6 Uhr 41
25.11.2014
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