Lesetipp von - 25.11.2014
Erzählungen, Hanser, 19,90 €
"Hasta siempre Comandante". So beginnt die erste Erzählung mit einer Songzeile der Gruppe Buena Vista Social Club und des für mich wohl aufregendsten Erzählbands in diesem Herbst: Wir haben Raketen geangelt von Karen Köhler!
Karen Köhler schenkt uns insgesamt neun Geschichten, die uns auf Trab halten. Mit einer ordentlichen Prise Popkultur gemischt erzählt sie von Menschen, die sich in Grenzsituationen befinden und all ihre Sicherheiten im Leben verloren haben ... und trotzdem ihren Weg gehen. Sie erzählt von jenen Einzelschicksalen mit einer Leichtfüßigkeit, die den Leser im anderen Moment mit einer Härte und Wucht erwischen.
Karen Köhler wollte einen Auszug ihrer Erzählungen im Rennen um den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis vorstellen. Wegen Krankheit musste sie leider ausscheiden und hat damit gleichzeitig viel Medienaufmerksamkeit erhalten.
Aufmerksamkeit kann Karen Köhler aber auch zu Recht bekommen. Denn ihr Erzählband ist ein radikales Buch, in dem das Publikum nicht darum herum kommt, sich abholen und mitreißen zu lassen.
Karen Köhlers Erzählungen sind literarische Raketen, die zünden!
Lesetipp von Ingrid Fiedler - 27.10.2014
Katharina Volk
Roman, Diana, 19,99 €
Ein richtiger Schmöker um Ziele, Verrat und Mord für lange und trübe Novembertage ist der neue Roman von Katherine Webb!
Die 1977 im ländlichen Hampshire geborene Autorin lebt in der Nähe von Bath. In dieser Stadt, die in einigen Roman von Jane Austen eine große Rolle spielt, ist ihr neuer Roman angesiedelt. Er spielt zweischen den Jahren 1803 und 1822.
Ein halb verhungertes Kind geht gerade durch ein Tor auf ein Bauernhaus zu. Eine junge Frau bemerkt das kleine Mädchen und gibt ihr ein Zuhause und einen Namen: Starling. Später lebt Starling als Dienstbotin in einem reichen Haushalt in Bath. Der Leser erfährt viel über die sozialen Strukturen des frühen 19. Jahrhunderts. Das Verhältnis zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer erinnert an den Stil von Downtown Abbey, mit wenig Kommunikation zwischen "Oben" und "Unten".
1821 tritt die verarmte Rachel in diesen Haushalt die Stelle als Gesellschafterin für den Hausherrn Jonathan Alleyn an, in dem auch Starling angestellt ist. Das Starling ein angespanntes Verhältnis zu Jonathan hat, spürt Rachel. Dann verschwindet eine junge Frau und Starling gerät in einen geheimnisvollen Strudel aus falschen Verdächtigungen und Rachegefühlen. Erst viele Jahre später lüftet sich der Schleier dieses Geheimnisses.
Lesetipp von Nicole Christiansen - 27.10.2014
Christel Hildebrandt
Thriller, Heyne, 19,99 €
Frisch aus dem Urlaub zurück, ist mir ein verregneter Lesetag in bester Erinnerung geblieben: der erste Thriller von dem schwedischen Autor Carl-Johan Vallgren "Schattenjunge".
Hat mich geschockt, gefesselt und begeistert!
Ohne Umschweife erfahren wir, was sich 1970 in Stockholm ereignete... Ein junger Vater ist mit seinen beiden Söhnen auf dem Weg nach Hause, wo sie bereits zum Abendessen erwartet werden. Der kleine Joel quengelt in seiner Kinderkarre, während der siebenjährige Kristoffer an der Hand seines Vaters neben herläuft. Den Dreien bietet sich die Wahl: Treppe oder Fahrstuhl
Joel versucht inzwischen schreiend aus dem Wagen zu klettern und der gestresste Vater will den Fahrstuhl nehmen. Kristoffer möchte die Treppe alleine hinaufsteigen. Eine sympathische Frau bietet dem Vater freundlich an, seinen Sohn beim Treppensteigen zu begleiten und oben auf ihn zu warten. Er willigt ein. Als er im Obergeschoss aus dem Fahrstuhl tritt, ist Kristoffer für immer verschwunden.
Zweiunddreißig Jahre nach diesem Alptraum, von dem sich die Familie nicht erholt, verschwindet auch der jüngere Bruder Joel Klingenberg auf mysteriöse Weise. Seine Ehefrau beauftragt Danny Katz, der Joel aus gemeinsamen Zeiten beim Militär kennt, nach ihrem Mann zu suchen. Katz und die Staatsanwältin Eva Westin sind die kantigen Hauptfiguren in dieser düsteren, unvorherrsehbar komponierten und äusserst spannenden Geschichte.
Sehr lesenwert!
Lesetipp von Sönke Christiansen - 27.10.2014
Karl-Ludwig Wetzig
Roman, mare, 24,00 €
Es ist das Jahr 1946. Der Zweite Weltkrieg ist gerade vorbei und auf den Aland-Inseln, einer Gruppe kleiner Schäreninseln zwischen Schweden und Finnland, leben die Menschen in einfachen Verhältnissen und versuchen als Bauern und Fischer ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
In dieser Zeit kommt der angehende Pfarrer Petter mit seiner Frau Mona und Tochter Sanna auf die Inseln, um die freie Pfarrstelle neu zu besetzen. Schnell finden die Neuankömmlinge und die Insulaner zueinander. Einfühlsam beschreibt Ulla-Lena Lundberg die Insulaner in ihrer Unterschiedlichkeit, die gleichzeitig das Fundament ihrer Gemeinschaft bildet, die Natur mit ihrer Schönheit aber auch ihrer Unberechenbarkeit. Petter und seine Familie scheinen hier ihr Glück gefunden zu haben, doch das Eis ist nicht immer fest…
Mich hat der ruhige, einfühlsame und auch leicht distanzierte Erzählstil an den Stil von Jeremias Gotthelf in der Erzählung „Die schwarze Spinne“ erinnert. Ein Buch wie geschaffen für lange Winterabende!
Lesetipp von Michael Keune - 30.09.2014
Romanfragment, Rowohlt, 16,95 €
"Kann ich mitfahren?", ruft Isa Schmidt dem Binnenschiffer zu; doch trotz Ablehnung seinerseits geht sie an Bord und findet Interesse an dem Mann mit dunkler Vergangenheit. Isa, geflohen aus der Anstalt, erkundet die Landschaft und trifft dabei auf unterschiedliche Menschen. Ein kleiner Junge, dem sie eine Geschichte erzählt, ein Fernfahrer, der gezielte Absichten hat als nur das Mitnehmen. Ein Förster, der nichts mehr sagen kann. Auf einer Müllhalde sieht sie zwei Jugendliche, der eine weckt in ihr Gefühle (der Leser denkt dabei an "Tschick"). Und ein Entgegenkommen der Schwester erfüllt sich nicht...
"Der Abgrund zerrt an mir. Aber ich bin stärker. Ich bin nicht verrückt...Ich bin dieselbe. Ich bin das Kind." (Isa)
Auf ganz besondere Weise wird einem das Leben des Mädchens näher gebracht, mal frech, dann lustig, dann wieder traurig. - Ein unvollendeter Roman, der letzte von Wolfgang Herrndorf, leider - diesem Autor gehörte eine große Zukunft.
Lesetipp von Ingrid Fiedler - 29.09.2014
Ina Kronenberger
Roman, Hanser, 19,90 €
Als ich sah, dass Per Petterson einen neuen Roman geschrieben hat, habe ich ihn mir gleich zum Lesen mitgenommen. Ich erinnerte mich, mit wie viel Interesse ich seinen 2006 erschienenen Roman "Pferde stehlen" gelesen habe. Auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Es ist die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Jungs, die die ersten 18 Jahre sehr intensiv befreundet sind, sich dann nach vielen Jahren wiedertreffen. Jim, der Gymnasiast, wächst bei seiner frommen Mutter wohlbehütet auf. Tommy, seine Schwester Siri und die Zwillinge wohnen bei ihrem gewalttätigen Vater, da die Mutter die Familie verlassen hat. Nachdem Tommy den prügelnden Vater mit einem Baseballschläger in die Flucht geschlagen hat, werden die Kinder auf verschiedene Familien im Ort verteilt.
Rückblickend erzählt der Autor den Werdegang von Jim und Tommy. Jim wird Bibliothekar und bekommt physische Probleme. Tommy, ein gut situierter Banker, der aber in seinem Beruf nicht glücklich ist. Beide Helden kreisen im "Leerraum des Lebens".
Per Petterson, geboren 1952 in Oslo, ist einer der bedeutendsten Schriftsteller Norwegens. Er versteht es in diesem teils düsteren Roman, Freundschaft, Einsamkeit, Alltäglichkeit und die verschlungenen Wege des Schicksals eindringlich und auf eine ungewöhnliche Art und Weise zu erzählen.
Karen Köhler: Wir haben Raketen geangelt
25.11.2014
Katherine Webb: Das fremde Mädchen
von Ingrid Fiedler,
27.10.2014
Carl-Johan Vallgren: Schattenjunge
von Nicole Christiansen,
27.10.2014
Ulla-Lena Lundberg: Eis
von Sönke Christiansen,
27.10.2014
Wolfgang Herrndorf: Bilder deiner großen Liebe
von Michael Keune,
30.09.2014
Per Petterson: Nicht mit mir
von Ingrid Fiedler,
29.09.2014
Robert Seethaler: Ein ganzes Leben
29.09.2014
Judith Hermann: Aller Liebe Anfang
29.08.2014
Silvia Avallone: Marina Bellezza
28.08.2014
Kristof Magnusson: Arztroman
von Nicole Christiansen,
28.08.2014
Anna Gavalda: Nur wer fällt, lernt fliegen
von Ingrid Fiedler,
29.07.2014
Kathrin Aehnlich: Wenn die Wale an Land gehen
25.07.2014
Matthew Quick: Happy Birthday Leonard Peacock
von Andreas Mahr,
24.07.2014
Daniel Glattauer: Die Wunderübung
von Nicole Christiansen,
28.06.2014
Jean-Michel Guenassia: Eine Liebe in Prag
23.06.2014
Gaito Gasdanow: Ein Abend bei Claire
von Michael Keune,
23.06.2014
Erich Kästner: Zwischen hier und dort
von Ingrid Fiedler,
07.06.2014
Philippe Georget: Dreimal schwarzer Kater
von Sigrid Lemke,
07.06.2014
Priska Lo Cascio: Das Herz des Sternenbringers
von Andreas Mahr,
20.05.2014
Jakob Augstein: Sabotage. Warum wir uns zwischen Demokratie uns Kapitalismus entscheiden müssen
02.05.2014
John Boyne: So fern wie nah
von Michael Keune,
02.05.2014
Volker Weidermann: Ostende 1936, Sommer der Freundschaft
von Ingrid Fiedler,
30.04.2014
John Grisham: Die Erbin
von Andreas Mahr,
29.03.2014
Peter May: Beim Leben deines Bruders
von Andreas Mahr,
29.03.2014
David Safier: 28 Tage lang
von Andreas Mahr,
29.03.2014
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