Lesetipp von Sigrid Lemke - 20.10.2015
Roman, Rowohlt Berlin, 19,95 €
Sanela und Niels haben sich seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen als Niels einen Brief von ihr erhält. Die beiden haben sich als Jugendliche kennengelernt, waren fast ein Paar. Niels war ein hochbegabter Junge, der mit Gleichaltrigen keine Gemeinsamkeiten hatte. Sanela kam aus Jugoslawien, hatte im Krieg ihre Eltern verloren und fühlte sich auch als Außenseiterin. Zwischen ihnen entwickelte sich ein tiefes Gefühl der Verbundenheit und Freundschaft. Doch nach einer kurzen Flucht nach Bosnien trennen sich ihre Wege. Und dann kommt nach all dieser Zeit der Brief. Niels begreift schnell, wie sehr er Sanela vermisst hat. Sanela hat einen einen kleinen Sohn, der Niels-Tito heißt. Gemeinsam holen sie ihre gescheiterte Bosnien-Reise nach und fühlen sich fast wie eine Familie. Doch Sanela ist krank und ihr Brief nicht ohne Hintergedanken... Der neue Roman von Lena Gorelik ist eine Liebesgeschichte, die keine sein kann, weil die Hauptdarsteller Liebe nicht aushalten können und doch spüren wir beim Lesen Zärtlichkeit und ganz viel Vertrauen.
Lesetipp von Sigrid Lemke - 25.09.2015
Ulrich Sonnenberg
Kriminalroman, Atrium, 19,99 €
Weihnachtsstimmung in Christianssund, während sich Dan Sommerdahl freut, die letzen Weihnachtsgeschenke gefunden zu haben, wird der reiche Bauunternehmer Peter Münster-Smith ermordet. Eine Angestellte des Bauunternehmens bittet Dan für Sie zu ermitteln, da ihr Mann zu den Verdächtigen gehört. Münster-Smith war ein reicher Frauenheld, der viele Neider und Feinde hatte und so muss Dan Sommerdahl tief bohren, um an die 'Wurzel des Bösen' zu stoßen. Auch der fünfte Fall des „kahlköpfigen Detektivs“ ist atmosphärisch dicht erzählt und packend! Aber das Beste ist, dass Anna Grue uns in Ottensen besuchen wird! (Siehe Veranstaltungen)
Lesetipp von Nicole Christiansen - 24.09.2015
Eva Moldenhauer
Biografie, Insel, 15,00 €
Gemeinsam mit ihrem Vater wird die Autorin mit fünfzehn Jahren in ein KZ depotiert. Sie kommt nach Birkenau und überlebt, der Vater stirbt in Auschwitz. Siebzig Jahre später schreibt die Regisseurin Marceline Loridan-Ivens ihrem Vater einen Brief und erzählt uns darin von ihrer Zeit im Lager, von ihrer Rückkehr nach Frankreich, von den Versuchen ihrer Familie, nach dem erlebten Holocaust wieder einen Alltag zu finden und wie sie an dem Verlust des Vaters schließlich zerbrechen. Beim Lesen dieses schmalen, vom Insel Verlag sehr schön gestaltetem Büchleins kämpfte ich mit Wut, Trauer, Scham und Fassungslosigkeit. "Wir sind in dem Moment getrennt worden, als wir hätten anfangen können", schreibt die 87 jährige Tochter an ihren Vater und beschreibt, wie schmerzlich sie ihn ihr ganzes Leben vermisst hat. Ein mutiges, sehr intimes Buch einer Zeitzeugin, deren Stimme wir unbedingt Gehör schenken sollten.
Lesetipp von - 21.09.2015
Lena Müller
Roman, Edition Nautilus, 18,00 €
Eine junge Frau schlägt einem Mann in der U-Bahn eine Weinflasche über den Kopf. Sie selbst ist Dolmetscherin mit Migrationshintergrund in der Asylbehörde. Er selbst ist staatenlos und auf der Flucht. In Polizeigewahrsam muss sie sich einem Verhör unterziehen und Rechenschaft vor einem Beamten ablegen. Dabei muss sie sich nicht nur vor sich selbst rechtfertigen, sondern durchlebt Momente der Sprachlosigkeit und des Ringens um die eigene Geschichte. So ergeht es auch den asylsuchenden Menschen, deren Geschichte sie täglich in der Behörde übersetzt.
Bereits 2011 erschien der Roman in Frankreich. Der unabhängige Hamburger Verlag Edition Nautilus hat ihn nun erstmalig in deutscher Übersetzung veröffentlicht. "Erschlagt die Armen!" ist ein radikales und wütendes Buch über die Untragbarkeit eines Asylsystems und die Unmenschlichkeit der EU-Flüchtlingspolitik. Deshalb ist es ein wichtiges Buch darüber, was nicht erst heute an den Grenzen Europas passiert. Um Sinhas wortgewaltige Sprache kommt man dabei als Leser nicht drum herum!
Lesetipp von Nicole Christiansen - 27.08.2015
Roman, Fischer, 19,99 €
So wie die Autorin Mirna Funk es im vergangenen Jahr tat, zieht auch die junge deutsche Jüdin Lola in dem Debütroman "Winternähe" aus Berlin nach Tel Aviv. Sie erträgt den gegenwärtigen Antisemitismus in Deutschland nicht mehr und folgt Shlomo, ihrem Geliebten. Zuvor kämpft sie vor einem Berliner Gericht um ihre Würde. Kollegen verunglimpfen Lolas Porträtbild mit einem "Hitlerbart" und verbreiten das Foto im Internet auf allen Kanälen. Doch das ist nur der Gipfel der Anfeindungen, die Lola erlebt und die Mirna Funk selbst im Freundeskreis in Berlin begegneten. In Tel Aviv angekommen, erfahren wir mit Lola, wie es sich anfühlt, mitten im Krieg zu leben: es ist der Gaza Krieg im Sommer 2014. Der Roman packt den Leser in seiner kraftvollen, klaren Sprache. Das Thema ist politisch hochaktuell. Juden, Nicht-Juden, Palästinenser und Deutsche werde in "Winternähe" vielschichtig und klug miteinander konfrontiert. Unbedingt lesenswert!
Lesetipp von - 26.08.2015
Jugendroman, Loewe, 14,95 €
Ursula Poznanskis schreibt wahnsinnig spannende Jugendbücher zu aktuellen Themen, hat 2011 den Deutschen Jugendliteraturpreis der Jugendjury für „Erebos" bekommen und sorgt mit ihrem aktuellen Thriller „Layers" wieder mal für schlaflose Nächte...
Wir lernen den 17-jährigen Dorian kennen, er lebt auf der Straße, seit er von seinem gewalttätigen Vater geflohen ist und er kommt vergleichsweise gut zurecht – bis er eines Nachts neben der Leiche eines Obdachlosen aufwacht, mit einem blutverschmierten Messer in der Hand. Zum Glück taucht Nico auf, ein gut gekleideter junger Mann, der ihm Hilfe und Rettung vor der Polizei anbietet. Er nimmt ihn mit zu Bornheims Villa. Bornheim scheint ein Philanthrop zu sein, der obdachlose Jugendliche aufnimmt, ihnen Kleidung, Essen und sogar Unterricht bietet. Und obwohl Dorian misstrauisch ist, geht er mit, denn die Angst vor der Polizei, die ihn für den vermeintlichen Mord verantwortlich machen könnte, ist größer als sein Misstrauen. Und natürlich sind Bornheims Angebote nicht umsonst, die Jugendlichen müssen etwas tun, das harmlos genug erscheint: Handzettel mit Spendenaufforderungen verteilen. Aber Dorian stellt Fragen und wird für eine andere Aufgabe eingesetzt. Nun soll er geheimnisvolle Werbegeschenke bei bestimmten Personen abliefern. Als eine der Übergaben scheitert, wird Dorian nicht mehr in die Villa zurückgelassen und fortan gejagt... Ein Thriller, spannend von der ersten bis zur letzten Seite, der aber auch moralische Fragen stellt, z.B. ob man Böses tun darf, um Gutes zu erreichen. Die Antworten serviert Ursula Poznanski nicht auf dem Silbertablett und das gefällt mir gut!
Lena Gorelik: Null bis unendlich
von Sigrid Lemke,
20.10.2015
Anna Grue: Die Wurzel des Bösen
von Sigrid Lemke,
25.09.2015
Marceline Loridan-Ivens: Und du bist nicht zurückgekommen
von Nicole Christiansen,
24.09.2015
Shumona Sinha: Erschlagt die Armen!
21.09.2015
Mirna Funk: Winternähe
von Nicole Christiansen,
27.08.2015
Ursula Poznanski: Layers
26.08.2015
Alina Bronsky: Baba Dunjas letzte Liebe
25.08.2015
Sascha Reh: Gegen die Zeit
04.08.2015
John Corey Whaley: Das zweite Leben des Travis Coates
07.07.2015
Michael Degen: Der traurige Prinz
von Michael Keune,
07.07.2015
Ralf Rothmann: Im Frühling sterben
von Nicole Christiansen,
24.06.2015
Don Winslow: Das Kartell
22.06.2015
Vea Kaiser: Makarionissi oder Die Insel der Seligen
22.06.2015
Anne Tyler: Der leuchtend blaue Faden
30.05.2015
Heinz Rein: Finale Berlin
von Michael Keune,
23.05.2015
Antoine Laurain: Liebe mit zwei Unbekannten
von Ingrid Fiedler,
23.05.2015
Horst Eckert: Schattenboxer
von Sigrid Lemke,
02.05.2015
Ayelet Gundar-Goshen: Löwen wecken
27.04.2015
Sue Monk Kidd: Die Erfindung der Flügel
von Ingrid Fiedler,
04.04.2015
Christoph Scheuring: Echt
von Nicole Christiansen,
26.03.2015
Donal Ryan: Die Sache mit dem Dezember
von Sönke Christiansen,
25.03.2015
Rainbow Rowell: Eleanor & Park
24.03.2015
Lafcadio Hearn: Chita
von Michael Keune,
21.02.2015
Edgar Rai: Die Gottespartitur
von Ingrid Fiedler,
21.02.2015
Teju Cole: Jeder Tag gehört dem Dieb
20.02.2015
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